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MTM Newsletter |
N° 1 - Mai 2013 | |
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Die umwelt- und humanmedizinische Bedeutung von Aluminium (Al) im Urin
Einer Stellungnahme der
Kommission "Human-Biomonitoring" des Umweltbundesamtes (1998)
zufolge beruht die umweltmedizinische Bedeutung von Aluminium im
Wesentlichen auf drei Aspekten:
1. unvermeidliche Exposition
des Menschen (dritthäufigstes Element der Erdkruste), 2. eindeutige
Neurotoxizität beim Menschen (Dialysepatienten mit hoher Al-Belastung)
3. mögliche Rolle des Elements in der Pathogenese der
Alzheimerkrankheit.
Zur Überwachung der internen Exposition
sind drei Indikatormedien (Blut, Urin, Haare) und der DFO-Test zu
diskutieren. Mehr dazu unter www.microtrace.de.
Wir widmen uns
hier der Bedeutung der Urinwerte, vor und nach Provokation:
Aluminium Grenzwerte des Basal- oder Spontanurins:
Das Umweltbundesamt strebt einen Referenzwert von <15 µg/l an.
Dieser gilt für den Spontanurin (=Basalurin) von Personen, die
beruflich nicht exponiert sind. Unser Referenzwert wurde auf
<40µg/L gesenkt, das entspricht <40µg/g Kreatinin.
Wichtig: Inkorporiertes Al wird auch bei hohen Belastungen
(z.B. Patienten, die Al-kontaminierte Infusionen erhalten) effektiv
über die Nieren ausgeschieden. Eine erhöhte Al-Exkretion mit dem
Urin lässt sich auch nach oraler Aufnahme aluminiumreicher Getränke
(z.B. saure Fruchtsäfte in Verbundkarton, Tee, Limonaden, Colas)
nachweisen. Gewisse Impfstoffe und Medikamente können hohe Mengen an
Aluminium enthalten. Zeolithe, Heilerde und Algen sind aluminiumreich.
Das Meiden von Aluminium scheint notwendiger als bisher
angenommen. Informationen zeigen, dass der Eisentransporter
Transferrin Aluminium aufnimmt und es durch die Bluthirnschranke
transportiert. Im Gehirn könnte Aluminium eine Rolle bei der
Vernichtung der Nervenzellen spielen. (De Sole P., et al. Possible
relationship between Al/ferritin complex and Alzheimer disease. (Clin
Biochem 2013;46:89-93)
Der Al-Gehalt im Basalurin
spiegelt nur die aktuelle Exposition der letzten Stunden wider.
Wichtig: Der biologische Grenzwert (BWG) für
beruflich Exponierte liegt bei 200µg/L. Dieser Grenzwert gilt für
den Spontanurin. Bei beruflich exponierten Personen besteht ein
Zusammenhang zwischen der externen inhalativen Al-Belastung und der
renalen Al-Ausscheidung.
Diagnose und Therapie der
akuten Aluminium-Intoxikation / Exposition: Zur Diagnose
der klassischen Al-Intoxikation dient der DFO Test. Hier wird
Deferoxamin i.v. verabreicht und der Anstieg des Al-Gehaltes im Serum
bewertet. Ein Anstieg auf >150µg/L weist auf eine deutliche Belastung
hin. Inwieweit eine Exposition mit den Chelatsubstanzen behandelt
werden kann, wird hier debattiert.
Welche
Chelatsubstanz eignet sich für die chronische oder subakute
Aluminiumbelastung? Wir verglichen die Mittelwerte des
Basalurins mit den Mittelwerten von Provokationsurinen der gängigen
Chelatsubstanzen.
Tabelle 1: Aluminium – Vergleich
von Basalurin-Mittelwerten mit Urin-Mittelwerten nach Anwendung
verschiedener Chelatsubstanzen sowie einiger Kombinationstherapien:
Chelatsubstanz(en)
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Tests Anzahl
(N)
|
Mittelwert
µg/g krea
|
Max-wert
µg/g krea
|
Testwerte
>200µg/g krea
|
Krea
Mittelwert g/L
|
Spontan /Basalurin
Keine Provokation
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2485
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14
|
1256
|
10
|
1,0
|
DMSA oral, 500mg
|
249
|
19
|
262
|
2
|
0,62
|
DMPS, i.v.
|
2750
|
18
|
390
|
2
|
0,66
|
DMPS i.v. + ZnDTPA i.v.
|
3320
|
20
|
817
|
2
|
0,69
|
MgEDTA,2,5g Infusion +500mg DMSA
|
78
|
57
|
141
|
0
|
0,54
|
CaEDTA, 1,9g +500mg DMSA
|
95
|
46
|
200
|
0
|
0,64
|
DMSA: Die Mittelwerte nach 500mg DMSA liegen nur leicht über dem
Basalurin-Mittelwert. Die Aluminiumbindung von DMSA scheint gering.
DMPS i.v.: Der Mittelwert unterscheidet sich nicht wesentlich vom
Basalurin-Mittelwert. Die Aluminiumbindung von DMPS unterscheidet sich
nicht von DMSA.
DMPS i.v. + ZnDTPA i.v. Kombinationstherapie:
Der erzielte Mittelwert ist gleich dem nach 500mg DMSA und DMPS i.v.
(siehe oben). Die Unterschiede sind statistisch nicht signifikant.
CaEDTA, 1,9g i.v. plus 500mg DMSA oral, und/oder NaMgEDTA,
2,5g i.v. plus DMSA oral: Der Mittelwert für die
Kombinationstherapie CaEDTA/DMSA ist mit 47µg/g crea niedriger als der
Mittelwert (56µg/g crea) der Kombinationstherapie NaMgEDTA/DMSA. Beide
Mittelwerte liegen über dem Referenzbereich von 40µg/g crea.
Bewertung: Die Mittelwerte der Chelatsubstanzen DMSA, DMPS sowie
der Kombination DMPS+ZnDTPA überschritten die Basalurin-Mittelwerte
nur geringfügig.
Die Kombination CaEDTA+DMSA bzw MgEDTA+DMSA
ergab einen Mittelwert von 57µg/g krea für MgEDTA/DMSA verglichen mit
46µg/g krea für CaEDTA/DMSA. Der Unterschied ist möglicherweise ohne
Bedeutung, da aus den Unterlagen nicht hervorging in welchem Umfang es
es sich bei CaEDTA/DMSA um Infusionen oder Bolusinjektionen handelte.
Die Menge der Infusionslösung trägt u.a. dazu bei den
Kreatininwert des Urins zu senken. MgEDTA wird protokollgemäß als
Infusion verabreicht. Der niedrigere Kreatinin-Mittelwert der MgEDTA
Kombination (0,54g/L) reflektiert dies.
CaEDTA sollte
gleichermaßen verabreicht werden. Der höhere Kreatininwert der
CaEDTA-DMSA Kombination lässt darauf schließen, dass dies nicht immer
der Fall war.
Inwieweit die erwähnten Chelatsubstanzen eine
effektive Aluminiumbindung zeigen, geht aus den obigen Daten nicht
hervor. Interessant ist, dass Extremwerte für Al bei den Basalurinen
verzeichnet wurden. Dies weist auf eine Exposition. Von den 2485
Testdaten überschritten 10 den BWG mit einem Mittelwert von 526µg/g
wesentlich.
Die Urinuntersuchungen ergaben bei allen
Chelatsubstanzen mit der Ausnahme von MgEDTA- & DMSA- Maximalwerte,
die über dem biologischen Grenzwert (BWG) für beruflich Exponierte
lagen. Siehe Tabelle 1.
Weitere Informationen: Aluminium
ist in unserem Umfeld weit verbreitet. Das bedeutet auch, dass selbst
bei der Probeentnahme große Sorgfalt geboten ist. Die Urinröhrchen,
die wir Ihnen zur Verfügung stellen sind metallfrei. Sammelgefäße sind
es möglicherweise nicht. Patienten müssen vor Beginn jeder
Chelattherapie (oral oder i.v.) die Blase leeren. Nach Beginn der
Chelatzufuhr (oral oder i.v.) wäre es ratsam den Urin in der Blase zu
sammeln und zwar für die Dauer der Sammelurinzeit.
Sammelurinzeiten:
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DMSA oral: 4 Stunden |
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DMPS oral: 3-4 Stunden |
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DMPS i.v.: 1-2 Stunden |
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EDTA: Infusionsdauer plus 45min.
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EDTA+DMSA: sofern DMSA 1Std vor Beginn der Infusion
eingenommen wurde, wäre die Sammelurinzeit, 1Std plus
Infusionsdauer plus 45min. Bei einer EDTA-Gabe von 2g wären es
somit 3h45min. |
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ZnDTPA+DMPS: 2 Stunden |
Mehr Informationen
zur Chelattherapie finden Sie auf unserer Webseite unter:
http://www.microtrace.de/de/chelattherapie
Weitere Therapieinformationen bei chronischer
oder subakuter Aluminium-Intoxikation/ Exposition: Verglichen mit
Blei oder Quecksilber ist Aluminium relativ ungiftig, nimmt jedoch mit
zunehmender Umweltbelastung eine höhere Funktion im biochemischen
System ein. Die immer höhere Aluminium-Aussetzung der Menschen
beeinträchtigt den Stoffwechsel essentieller Elemente wie Chrom,
Eisen, Magnesium, Zink, Calcium und Kupfer, vor allem dann, wenn die
hohe Aluminiumexposition auf eine mangelhafte Versorgung mit einem
oder mehreren essentiellen Mineralstoffen trifft. Beispielsweise wird
bei einer Calciumunterversorgung die Aluminiumaufnahme gefördert. Bei
Kindern, deren Knochensystem im Aufbau ist, sollte somit eine zu hohe
Aluminiumzufuhr gemieden werden. Bei gestressten Menschen mit hohem
und ungesättigtem Magnesiumbedarf würde eine erhöhte
Aluminiumexposition ebenfalls die Aufnahme fördern. Liegt
Nierenschwäche vor oder Leaky Gut Syndrom, so erhöht sich die
Aluminium-Aufnahmebereitschaft.
Aluminium stört den Vitamin B6
und Vitamin D Stoffwechsel. Vitamin B6 unterstützt Nierenfunktionen,
sowie die Zink- und Magnesiumverwertung; Vitamin D ist notwendig für
die Calciumverwertung und den Knochenbau.
Das Vermeiden
aluminiumhaltiger Substanzen ist nicht immer möglich.
Darmunterstützende Maßnahmen wie eine ausreichende Zufuhr von
Probiotika sind wichtig für Patienten aller Altersgruppen.
Aluminium in Nanopartikelform wird besonders leicht aufgenommen, auch
vom ZNS. Bei Kleinkindern ist die Bluthirnschranke noch offen,
Vorsicht ist geboten. Ob aluminiumhaltige Impfstoffe während dieser
Zeit verabreicht werden, bedarf kritischer Betrachtung. (Impfstoffe
enthalten entweder das quecksilberhaltige Thiomersal oder Aluminium
als Konservierungsstoff.)
Sollte Sie weitere Fragen haben,
bitten wir um Ihren Anruf an 09151-4332 oder eine E-Mail an:
ebb@microtrace.de
Wir wünschen Ihnen sonnige und gesunde
Frühlingstage.
E.Blaurock-Busch und Mitarbeiter
References:
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Bundesgesundhbl., Bd. 41 (6), (1998), 271
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http://emedicine.medscape.com/article/165315-overview#a0104
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Liu TK, Liu SH,
Chang CH, Yang RS: Concentration of metal elements in the blood and
urine in the patients with cementless total knee arthroplasty. Tohoku
J Exp Med 1998; 185: 253-262
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O'Shea S, Johnson DW: Review article:
Addressing risk factors in chronic kidney disease mineral and bone
disorder: Can we influence patient-level outcomes? Nephrology
2009; 14: 416-427
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Meyer-Baron M, Schuper M, Knapp G, van
Thriel C: Occupational aluminum exposure: Evidence in support of its
neurobehavioral impact. NeuroToxicology 2007; 28: 1068-1078 |
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